Impressions

abundant

Dienstag, 2. November 2010

Life´s wonderful, isn´t it?

Zufrieden.
Ja, um zusammenzufassen, wie es mir gerade geht, ist dieses Wort möglicherweise das beste.

Ich sitze in der Marina in Airlie Beach auf der Eureka II, angelehnt an den Mast, links und rechts von mir riesige, weiß polierte Superyachten, ein kühles Bier in der Hand, den Laptop vor mir aufm Deck. Im Hintergrund geht gerade die Sonne unter, das rot-orangene Licht erhellt noch so grade den Hafen, die angrenzenden 60m Yacht bestrahlt mit hellblauen Flutlichtstrahlern das Wasser, hunderte von kleinen Fischchen versammeln sich um das Licht und schwimmen manisch angezogen im Kreis. Vorne plätschert es und ein größerer Fisch springt ein, zwei, drei mal aus dem Wasser. Über mir fliegt eine Fledermaus vorbei, leichter Wind kommt auf, und vertreibt die drückende Schwüle des Tages.
Was sich wie aus einem kitschigen Film anhört, ist wahr geworden.

Seit gut einer Woche „arbeite“ ich an Board einer Sydney 60 als Deckjunge. Mal wieder hatte ich extrem Glück mit der Jobsuche, denn zum zweiten Mal habe ich direkt den Job bekommen, bei dem ich als erstes nachgefragt habe. Nach wenigen Minuten über den Steg laufen, stach mir eine kleine, 18,5m lange, schnittige Yacht ins Auge, auf die ich kurzer Hand, auf gut Glück gegangen bin und den Eigner vorgefunden habe.
Mein Vorteil lag in der vorherrschenden Segelerfahrung, so dass ich bereits nach ein paar Minuten angeregtem Unterhaltens über das Racing Geschäft eingeladen wurde, auf dem Boot zu wohnen und am nächsten Tag auf Probe die 3 Tages Tour mitmachen sollte.

Abends verabschiedete ich mich dann von Michaela und Laura, zwei angehende Grundschullehrerinen aus Kalsruhe, mit denen ich im verganen Monat gereist war, und die mir sehr ans Herz gewachsen sind. Sie haben noch eine Woche Fiji und ein paar Wochen Neuseeland vorsich - da mussten sich unsere Wege leider wieder trennen.

Auf dem Boot auf dem ich angeheuert habe, bin ich praktisch Mädchen für alles, durch meine Segelerfahrung habe ich aber wiederrum eine extrem relaxte Zeit. Ich habe mich mit Mal, dem Skipper darauf geeinigt, um lästigen Papierkram zu vermeiden (Queensland besteht auf eigene Scheine und Abzeichen, Ausländische oder sogar nur außerstaatliche werden nicht annerkannt), auf freiwilliger Basis als Deckjunge solange zu bleiben wie ich will. Dadurch entgehen mir zwar mögliche Einnahmequellen (Bootsbedingt, zwischen 900 in der Woche oder auch nur 600 in 2 Wochen), dafür bin ich nicht gebunden, kann weiter reisen, muss keine neuen Segelscheine machen (was Zeit und Kostenaufwendig ist) und spare wiederum viel Geld an Übernachtungen, Speis und Trank.
Außerdem werden den Passagieren dann auch meine eher minderen Host Fähigkeiten vorenthalten, für alle ein Vorteil, oder nicht? ;)
Aus diesem Grund mache ich hauptsächlich kleinere Tätigkeiten rund ums Segeln. Segelhissen, Gäste zu animieren ein wenig anzupacken, Manöver fahren, selbst steuern, Tourguide für Whitehaven Beach spielen, Snorkelwatch etc.
Daneben habe ich „viel Zeit“ die Landschaft zu genießen, Sonne zu tanken, mir den Wind um die Nase blasen zu lassen und die Gäste kennen zu lernen.
Klingt einfacher als es ist, ich will nichts schön, noch schlecht reden. Trotzdem ist eine Arbeitswoche ziemlich voll - wenn als einziges Crew Mitglied dabei ist, kommt man auf eine gute 130 Stunden Woche, aufgeteilt auf 6 Tage. Morgens zwischen 5 und 6 aufstehen, Essen vorbereiten, den ganzen Tag alle bespaßen, immer wieder Trainingseinheiten (Sei es ein Drill, um Manöver zu lernen (Person über Board, Motorausfall, Feuer etc., oder die Funktionsweise des Toilettensystems, Richtlinien und Verhaltensweisen bei Notfällen, Bedienung des Funkgeräts etc. etc. etc.), abends endet der Tag mit einem Glässchen Goon oftmals gegen 10, da ich einfach zu müde bin, um die Augen noch lange offen zu halten.

Nun aber noch zu den guten Seiten ;). Da ich mich als Hilfsdecki relativ aus der Hosti Arbeit raushalten kann (ja, der Skipper hat irgendwie einen Narren an mir gefressen, sobald er erfahren hat, dass ich Regatta Erfahrung habe, sollte ich bei ihm bleiben und er hat mir gezeigt, wie man die Eureka segelt, während der andere Trainee, eine 22 jährige Kanadierin die Drecksarbeit erledigen muss. Komme ich gut mit klar, so kann das gut weiter gehen ;).

Whitehaven Beach ist gigantisch (ja, ich benutze in letzter Zeit viele superlative, aber irgendwie kann man diese Landschaften hier anders nicht mehr beschreiben. Im Vergleich zu Huromersiel, oder wie auch immer dieses süße Nordseeküstenstädtchen genannt wird, ist Whitehaven ungefähr eine 12 auf einer Skala von 1 bis 10 mit Deutschland bei 1....
Angeblich gibt es hier den weißesten und feinsten Sand der Welt, bestehend aus 99,9% Sillica (Quarz?). Das ehemalige Vulkangestein wurde, bis es zum Weltkulturerbe ernannt wurde, lange zur Herstellung von Glas benutzt - ebenso für die Raumstation ISS, als Bauteile für Computerchips und so weiter. Bis man gemerkt hat: Ach, lassen wir doch Touristen drauf rumrennen, bringt mehr Geld ein.
Für die Fahrt, die ich jetzt zwei Mal die Woche mache, bezahlt der durchschnittliche Gast über 450$ - dafür bekommt er auf unserem Schiff auch beinahe Luxus geboten. Die Eureka, immer noch aktiv bei Regatten, ist praktisch ein Ferrari unter den Whitsundys Cruisern.

Vor 3 Jahren war ich in Australien das erste Mal schnorcheln, und hatte danach das dringende Bedürfnis, es nie wieder zu tun. Hier habe ich es noch einmal ausprobiert und bin begeistert...ich gehe jetzt praktisch jeden Tag einmal im Reef schnorcheln und entdecke jedes Mal etwas neues. Auch wenn wir nicht im Outerreef sind, sondern nur an den ausläufern, sind die Korallenriffe gigantisch. Bei strahlend blauem Himmel bringt die Sonne die oftmals nur in 1 bis 10m tiefe gelegenen Riffe erst richtig zu Geltung. Leuchtende Farben von allen Seiten, Korallen in allen erdenklichen Formen, Anemonen wiegen sich im Wasser, Muscheln eingebettet in die Felsen. Dazu eine Fischvielfalt...von kleinen Nemos (Clownfischen), über Zebrafischen, Lemonsharks, Rochen, Schildkröten, gelben, schwarzen, weißen, gepunkteten, lilalen, neonfarbenen Fischen findet man alles.
Taucht man unter, und bewegt man sich kaum, kommen ganze Schwärme an, umkreisen einen und wo hin man blickt - Fische.
Einer hats mir besonders angetan: Ungefähr 20-30cm groß, Lila, mit hellblauen und grünen Streifen, Gelben Punkten überall, leicht leuchtend. Genial.
Daneben gibt es Elvis, ein rund 70cm großer Brocken, mit Lippen die Dolly Buster Konkurrenz machen.
Ich habe meine „Angst“ vorm Schnorcheln überwunden, kann ziemlich ungezwungen atmen und habe auch schon kleinere Tauchgänge versucht bis auf 5m runter. Einmal bin ich zwischen zwei Felsen durchgetaucht, auf dem ein Korallen ähnliches Gebilde eine Art Brücke gebaut hat...ach, davon kann ich noch stunden erzählen!

Vor ein paar Tagen habe ich die Nacht im Segelsack verbracht. Wahrscheinlich mit die beste Nacht meines Lebens. Eingemummelt ins Segel, so dass man den Baum kaum spürte, lag ich unterm Sternenhimmel, irgendwo in den Whitsundays und habe friedlich geruht. Schon wieder Genial.

Nun gut, ich melde mich bald wieder, ich will ja keine Romane hier verfassen. Das mache ich dann später ;)

Für alle, die es interessiert, ich habe grade einen zweiten Blog gestartet, auf dem ich zwar nicht so viel schreibe, aber der anschaulich zeigt wo ich mich wann befunden habe: http://www.mymapblog.com/wilkooz/
Viel Spaß!

Ich gehe jetzt mal unter Deck und bereite mir mein Abendessen zu, bis bald, Wilko :)

1 Kommentar:

  1. Moin Moin!

    Jau, das mit dem zweiten Blog ist ne gute Sache. Dann hat man mal Plan wie verwirtt du da durch die Gegend heitzt :-)
    Hey, ich hab ne Mail von meinem Bruder bekommen, es gibt Leute, die noch eine Rostlaube machen. Wo kommen die denn jetzt her??? Haben mich gefragt, ob ich wieder layoute.

    Gruess Nemo von mir!

    Alles Gute, der Bru Jo aus Joburg.

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