Impressions

abundant

Montag, 31. Januar 2011

Die Sache mit meinem Namen.

Als ich auf die Leeuwin gekommen bin, ist etwas seltsames passiert. Ich habe das erste Mal in meinem Leben - 20 Jahre, 5 Monate, 13 Tage, 5 Stunden, 45 Minuten - jemanden getroffen mit meinem Namen. Wilko.
Ich dachte immer, wenn so etwas passiert, dann in Deutschland. Wahrscheinlich irgendwo in Niedersachsen, und dann irgendwo an der Küste. Und nun das. In Australien!

Wilko ist einer der Voluntiere auf der Leeuwin. Er ist hier seit gut 3 Jahren und wohnt praktisch hier (liegt also am Namen ;) ).
Erst haben ein paar andere Freiwillige den Namen Wilko relativ oft benutzt und ich habe mich gewundert, in welchem Zusammenhang die den benutzen. Bis ich gemerkt habe, die reden nicht über mich, sondern über ihn.

Jedes Mal, wen einer Wilko ruft, drehe ich mich um, jedes Mal ist er gemeint.
Jedes Mal wenn irgendwas gemacht wurde, war es der andere Wilko.
Ich kenne dieses Gefühl absolut nicht, einer von mehreren im Raum zu sein, anders als Jan oder Peter, wo sich immer mehrere umdrehen.
Wenn jemand Wilko ruft, dann gehe ich (bis jetzt) mit 100% Sicherheit davon aus, dass ich gemeint war.

Aber das schlimmste ist, wenn die Australier Wilko rufen, dann meinen sie wirklich nicht mich.
Erst haben die gar nicht realisiert, dass wir die gleichen Namen haben. Ich stand vor ihnen und meinte: Das ist Wilko. Und ich bin Wilko. Wir heißen Wilko.
Und die: Nein, dass ist Wilko. Du bist Vielko.

Ich kann meinen eigenen Namen in diesem Land nicht aussprechen. Wenn ich mich vorstelle und sage, ich heiße Wilko, gucken mich alle an. Warum versteht keiner meinen Namen, was ist so falsch an meinem Namen, oder meiner Aussprache?
Anstatt Wilko versteht jeder Vielko. Oder Vehikel. Oder gar nichts.
Dann sagen die Wilko, und es klingt für mich absolut normal. So wie ich meinen Namen gewohnt bin zu hören. Dann wiederhole ich das, so wie ich meinen Namen ganz normal sage und gewohnt bin, ihn auszusprechen (wie man ihn halt spricht...) und es klingt anders für sie.
Wilko und Wilko stehen sich gegenüber, und Wilko versteht nicht, dass Wilko Wilko heißt, sondern versteht Vielko.

In Deutschland bin ich stolz auf meinen Namen. Natürlich ist es schwer, wenn ich jemanden neu kennen lerne, besonders auf Partys. Leute verstehen meinen Namen oft nicht und machen sich dann nicht die Mühe, sich ihn zu merken. Doch wenn sie ihn einmal kennen, dann merken sie sich ihn oft, da er einfach sehr selten ist. Dass macht mich ein Stück besonders. Wenn man meinen Namen auf meiner alten Schule sagte, wusste jeder, der mich irgendwie kannte, dass ich DER Wilko bin und nicht irgendeine andere Person.
Wenn ich hier meinen Namen sage, versteht ihn keiner.
Wenn ich dann sage: Nenn mich Will. Versteht mich keiner.
Wenn ich sage: Ok, William. Willhelm. Willi. What the fuck. Versteht mich keiner.
Ich möchte gerne zu einem Logopäden gehen, wenn ich wieder in Deutschland bin. Ich glaube, ich bin nicht fähig das „W“ ordnungsgemäß auszusprechen.
Ich will wieder Wilko sein, den jeder versteht.




Achja. Ich habe dann mal nachgeforscht. Wilko heißt eigentlich Wilkinson, und will nur so genannt werden.
20 Jahre, 5 Monate, 13 Tage, 5 Stunden, 46 Minuten. Und ich bin wieder der einzige.

Freitag, 21. Januar 2011

Lebenszeichen

Ich weiß, ich habe seit 3 Monaten nichts mehr geschrieben, und ich werde auch jetzt grade nicht nachholen, was ich verpasst habe. Ich will euch nur eben auf den neusten Stand bringen.
Letztes Lebenszeichen war im November, ich war Deckhand auf der Eurkea II, dann bin ich nach Cairns gereist, von dort nach Brisbane geflogen, habe Freunde getroffen, Lachlan wiedergefunden, mir die Nase gebrochen, war bei den Schoolies und habe einen Roadtrip von Brisbane nach Bowral gemacht.
Dort habe ich Weihnachten gefeiert, war in den Blue Mountains, Freunde getroffen, Sylvester gefeiert, hab mir die gegen angesehen, mich entspannt, meine Uni Bewerbungen voran getrieben und bin dann nach Victoria zum Campen gefahren.
Am vergangen Mittwoch bin ich dann in einen Flieger nach Perth gestiegen.

Der Tag war ungünstig gewählt, den erstens war es Australia Day (machte den Flug billiger) und zweitens „Big Day Out“. Auf Grund des Feiertages waren die meisten Läden geschlossen, die Züge fuhren nicht richtig und die Hostels waren ausgebucht. Aber der Reihen nach.
Erst wollte ich noch ein Paket nach Deutschland schicken. Ging aber nicht, war ja Feiertag, alles geschlossen. Dann wollte ich mit dem Zug zum Airport fahren. Ging nicht, ist nicht gekommen. Also hat mich Josh freundlicherweise zur nächsten größeren Stadt (Angelpunkt) gefahren, wo ich dann meinen Zug erwischen konnte. Das ganze bei angenehmen 38°.
Dann saß ich müde im Flieger und wurde nervös. Denn ich wusste, ich hatte keinen Schlafplatz für die Nacht.
Meine Platzwahl solle sich als Glücksfall herausstellen (seit dem ich in Australien bin sitze ich 20A bei jedem Flug...Omen, Mythos, was auch immer, kA) - wenn auch indirekt.
Neben mich setzen sich zwei Hochschwangere Frauen, eine mit einem Kleinkind auf ihrem Bauch balancierend (also zwei Kinder, eins vielleicht ein Jahr alt, eins ungeboren). Das Kind schrie, tritt mich immer wieder und war allgemein sehr unruhig (Ok, anscheinend bin ich absolut noch nicht reif für Kinder), was mich ziemlich störte, da ich, in Gewissheit eine Schlaflose Nacht vor mir zu haben, auf dem Fünf-Stunden Flug so viel Schlaf tanken wollte, wie möglich. Ich habe dann eine Stewardess gefragt, ob ich denn wo anders sitzen könnte, damit die Damen rechts von mir ein wenig mehr Freiheit hätten und es bequemer mit dem Kind hätten (Noble Geste, so ganz ohne Hintergedanken). Also wurde ich in die letzte Reihe verwiesen, neben einem Endfünfziger.
Wir kamen erst ins Gespräch, als wir in Perth schon gelandet waren und er meinte, dass sie einen dort immer warten lassen würden. Ich erwiderte nur, dass sei halt Jetstar (hier auch bekannt als Shitstar, die reinste Billig-Airline), woraufhin er mich fragte, ob ich das erstem Mal in Perth sei. Da kam es aus mir heraus, dass ich nicht nur das erste Mal hier sei, dass ich auch nicht wisse, wo ich die Nacht verbrächte (wow, Konjunktiv geht noch! Ich habe gestern das erste Mal in bisschen mehr als einem Monat wieder kurz Deutsch gesprochen, da habe ich vielleicht vor mich hin gestottert!). Curt, sein Name, hat mir darauf hin sofort angeboten, dass ich bei ihm Übernachten könnte. Ich war erst skeptisch (sagen wir vorsichtig. Nette Geste auf jeden Fall, aber was springt dabei für ihn raus?), aber da ich eigentlich keine andere Wahl hatte, und er mir dann erzählte, dass er im Sommer in Bayern gewesen war, um an einem Triathlon teilzunehmen, und ihm dort auch geholfen wurde, rang ich mich dann durch, das Angebot anzunehmen.
Also habe ich eine Nacht bei einem wildfremden Mann im Haus seiner Familie auf der Couch verbracht. Ich hatte auch keine andere Wahl, da es 11 Uhr abends war (für mich 2 Uhr morgens, auf Grund der Zeitverschiebung), alle Hostels restlos ausgebucht waren und ich einfach nur schlafen wollte.
Am nächsten Morgen überraschte Curt mich dann damit, dass er mir die Telefonnummer. eines Freundes gab, der sehr gute Kontakte zum örtlichen Hafen hat, um mir einen Job zu vermitteln. Ich habe mir dann ein Hostel gesucht, er hat mir sogar angeboten, ich könnte sein Auto nehmen, um da hin zu fahren, wurde dann letztendlich doch gebracht.
Gibt es so etwas in Deutschland auch? Was für eine Gastfreundschaft! Was für eine Hilfe. Ohne zu zögern, ohne mich überhaupt zu kennen, hat dieser Wildfremde mir nach nur wenigen Minuten geholfen. DAS ist Australien!
Ich konnte dann leider nicht sofort in mein Zimmer einziehen im Hostel, da Mittagspause war (4 Stunden lang...), also bin ich ganz in meines Vaters Manier stundenlang durch Perth gelaufen.
Und ich muss sagen, die Stadt gefällt mir wirklich! Eine schöne Stadt, mit vielen alten Gebäuden, aber auch neueren Stilelementen. Besonders faszinierend fand ich den Eindruck den die Stadt hinterliess - ich hatte ein wenig das Gefühl, in Deutschland zu sein.
Die Haupteinkaufsgasse ist ein wenig wie Dortmund, mit einem Hauch Düsseldorf, wenn man ein paar Abzweigungen geht und die Nebengassen betritt, fühlt man sich wie in Bonn und vom Fluss ausgesehen ein Hauch von Frankfurt.
Abends habe ich dann einen Anruf von Ingrids Cousin Igor bekommen, der meinte, ich könnte am nächsten Tag auf der Leeuwin anheuern.
Also habe ich sofort meine Zelte abgebrochen (Naja, mein Hostelbett) und bin auf´s Schiff gezogen.
Die Leeuwin II ist ein 3 Master, 55 Meter lang (160 Fuß), 230 Tonnen schwer, 16 Segel und kann über 150 Personen aufnehmen, bzw. 55 beherbergen. Das Schiff ist ein Trainingsschiff von der Regierung und ist dafür gedacht, junge Menschen zwischen 14 und 25 Jahren zu fördern, ihre Teamfähigkeiten zu entwickeln und ihre eigenen Grenzen zu finden und zu überwinden. Dafür fährt es regelmäßig auf 3 bis 10 Tages Touren entlang der Westküste Australiens, wo die Jugendlichen von absoluten Segelamateuren hin zu beinah Kapitänen in wenigen Tagen gebracht werden - Jugendliche, die sich sonst vielleicht nicht einbringen können, werden so gefördert, sich selbst kennen zu lernen und ihre Rolle im System zu erkennen. Diese Touren werden auch für ganze Schulklassen und auch für geistig, bzw. körperlich Behinderte junge Menschen veranstaltet.
Um das zu finanzieren (neben den Staatlichen Geldern), gibt es 3 Stunden Touren mit Touristen, die rund 60 bis 90 Dollar zahlen. Auf der anderen Seite gibt es einen Haufen Freiwilliger Helfer (wie ich das jetzt grade bin), die mit anpacken, die Besatzung bilden, aber auch die Begleiter bei den Touren sind.
Im Austausch für meine Arbeitskraft, bekomme ich einen Platz zum schlafen auf dem Boot (ich bin einer der wenigen die das in Anspruch nehmen, die meisten sind Ortsansässig), etwas zu essen und natürlich die Erfahrung und das Wissen etwas gutes zu tun und zu helfen.
Mir gefällt das ziemlich, obwohl es sehr hart ist (16 Segel setzen sich nicht von alleine - erst recht nicht auf einem auf die 1850er getrimmten Segelboot), viel Kraft und wenig Schlaf erfordert. Ich hoffe, ich kann ein wenig bleiben, und vielleicht auch eine der Voyages mit machen. Wenn ich hier permanent wohnen würde, wäre ich auf jeden Fall einer der Freiwilligen, so muss ich mir aber auch neben her noch einen Job suchen, da ich langsam (eher gesagt, grade ziemlich rasant) knapp bei Kasse bin.
Ich weiß also noch nicht was als nächstes kommt, bin jetzt seit 4 Tagen auf dem Boot, davon 3 Tage mit Segeltrips, die mich dermassen geschlaucht haben, dass ich letzte Nacht erst einmal 12 Stunden geschlafen habe, und schaue mich jetzt auch nach bezahlten Jobs um. Mal sehen was kommt.
Vorgestern hatten wir erst einmal eine Cyclopen Warnung. Wir haben uns auf das schlimmste gefasst gemacht, aber wurde dann hinterher ziemlich harmlos. Der Hurrikan „Bianca“ wurde immer weiter runtergeschraubt bis er sich zuletzt noch übern Meer ausgetobt hatte und nur ein wenig Regen brachte. Bis wir das aber wussten, hielten wir Nachtwache. Auch ich musste von 1 Uhr morgens bis 3 Uhr raus und durfte auf der „Brücke“ die Instrumente beobachten, jede halbe Stunde alle Leinen begutachten, alle Pumpen checken nach einströmendem Wasser und den Wind im Auge behalten. Während meiner Schicht ist dann aber nichts nennenswertes passiert. Puhh!
Ansonsten habe ich für mich nun gelernt, dass ich niemals eine Kadettenausbildung machen werde - der Drill ist nichts für mich.
Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass das Hin- und Her- rollen auf einem 160 Fuß, Piratenschiff ähnlichen Boot, komplett anders ist, als auf einer Sydney 60, einer J80 oder J24, oder 420er, Pirat etc. Die 4+ Meter Wellen, die als Vorläufer des Hurrikans gegen den Schiffsrumpf donnerten, hatten mich erst kaum gestört. Als dann aber eine der Passagiere neben mir Anfing sich zu übergeben, ich ihr Erbrochenes sah und den Geruch in der Nase hatte, wurde mir auch ein wenig übel - doch ich bin Standhaft geblieben!
Und zu guter letzt: Das Boot hat mir auch schon geholfen. Bevor ich nach Australien gekommen bin, habe ich ziemlich unter Höhenangst gelitten - ein Sprung vom 3er fand ich nicht besonders toll. Das habe ich Stück für Stück höher geschraubt (Springen mag ich immer noch nicht so ;) ).

Wilkos Weg weg von welchem Wehwehchen auch immer:
Kapitel 1: Die Höhenangst.
Indoor Kletterhalle: 10m Senkrechte, 15m Senkrechte, 15m 120°.
Harbor Bridge Clime: 230m über Wasserspiegel
Diverse Lookouts: Am Besten Wasserfälle (Fitzroy 70, Carrington 80, Blue Mountains 100+)
Segelboot Eureka: Mast ohne Harnes auf 6m erklettert. Nacht im Segelsack in 3m Höhe verbracht
Brücke: Sprung von einer Brücke in einen Fluss ca. 7m (Wiederholung!)
Segelboot Leeuwin: Mast mit Harnes auf 22m erklettert. 6-8m Entlang des Baumes gehangelt

Das letzte war vielleicht hart. Erst 22m hoch, und dann dort umsteigen auf einen der „Bäume“ die Horizontal am Mast verankert sind. Füße auf einem Seil, dass einen halben Meter unter dem Baum locker hängt und dann dort entlanghangeln. Am Ende (wenn man unter sich nicht mehr das Schiff hat, sondern ein paar Meter überm Meer hängt), Hände lösen, ein Tau greifen und vom Baum lösen. Dann Segel entknoten. Ein Schock. Aber ich habe es geschafft!

Montag, 15. November 2010

Die dunkle Seite Austrailens.

Ja, es gibt sie. Die andere Seite. Die Seite, von der man nicht gerne spricht. Die Erlebnisse, die nicht passiert sind, die Erfahrungen die man nicht gemacht hat und die Vorkommnisse, die einfach nicht hier her passen. Speziell nicht hier her. Nach Australien - dem Traumland.

Aber doch gibt es unzählige von diesen „anderen“ Geschichten. Ich habe in den letzten Monaten so viele Schicksale miterlebt, so viel Frustration, so viel Leiden und so viel Pech, Ausbeute und Verzweiflung gesehen, dass ich mich darüber auch mal äußern muss.

Australien ist nicht nur das Land mit den nahezu unbegrenzten Möglichkeiten (Ja, Amerika, aber Australien ist das neue Amerika, oder nicht?). Nein Australien hat auch ein paar negativ Aspekte.

Zum einen gibt es von uns Backpackern einfach zu viele. Allein dieses Jahr tummeln sich über 3 Millionen Deutsche (in Worten DREI MILLIONEN) auf diesem Kontinent. Mit einem durchschnittlichen Aufenthalt von 6 Monaten. Rein rechnerisch müssten also zur Zeit anderthalb Millionen Deutsche zwischen 18 und 33 hier irgendwo sein - alle auf der Suche nach einem Job. Na toll, wie stellt man sich dass denn vor, wenn die Einwohnerzahl von Brisbane (Australiens 3. Größte Stadt) sich mal eben auf Jobsuche macht?!

Da man also keine gut bezahlten Jobs mehr mal eben so bekommt (gut, wenn man nicht grade Wilko heißt), dann muss man sich was anderes einfallen lassen.
Man kann Farmarbeit betreiben, man kann Tagesjobs annehmen oder man kann sich in sparten drängen lassen, die man vorher moralisch gesehen, niemals betreten hätte.

Ich habe eine in meinem Alter getroffen, die dringend Geld brauchte. In Cairns gestrandet stand sie da mit ihren letzten 100$ und wusste nicht mehr ein noch aus. Nur als Info, in Deutschland komme ich mit 70€ auf Grund des festen Wohnsitzes gut mehrere Wochen aus - Geld ist noch Geld wert. Hier verschwinden 50 Dollar am Tag. Jeden Tag.
Also hat sie angefangen in einer Bar zu arbeiten. In einer Bar, wo von ihre Eltern besser nicht erfahren, was sie gemacht hat. Den letzten Schritt musste sie noch nicht gehen, aber für einen Lapdance kann man halt 10$ in der Minute verdienen, während man ansonsten dafür rund 40 Minuten arbeiten muss.
Der nächste Schritt war, dass ich von einen Kerl gehört habe, der akzeptiert hat, Schwulenfotos von sich schießen zu lassen - für 2000$ das Stück. Ok, viel Geld, aber ist es das Wert?
Das Angebot für ein Homevideo hatte ich übrigens auch bereits, mir waren es keine 5000$ wert.

Natürlich muss man nicht so tief sinken, man kann sein Geld auch mit guter ehrlicher Arbeit verdienen. Zum Beispiel Feld Arbeit.
Die Arbeit auf dem Feld ist hart - richtig hart. Und wird gering (oftmals) bezahlt - sehr gering.
In Childers, südlich von Bunderberg, wollte ich ein wenig Zwiebeln pflücken, doch wir ergriffen die Flucht. Erst mussten wir immer mehr unterschreiben, dann gab es eine Klausel nach dem anderen, dann kam eine Steuer nach der anderen hinzu und zu guter letzt blieb kaum etwas von unserem Geld übrig. 10 Stunden am Tag arbeiten, 7 Tage die Woche, bei Wind und Wetter, Beginn um 5. Pro gesammelte Kiste 40$, Hacken dabei: Die Kiste ist ein Kubikmeter groß. Die Durchschnittliche Kistenzahl liegt bei 1. Abzüglich der Steuern, der Unterkunft und den Kosten für den Bus blieben uns 8 Dollar. In der Woche. für 70 Stunden Arbeit. Ich habe den Bus genommen.

Dann gibt es die Workin Hostels. Am Anfang gibt es auf jeden Fall genügend zu arbeiten. Dann soll man aber die Unterkunft ersteinmal vorstrecken für eine Woche (180$), dann gibt es für die erste Woche eine Kaution von 200$ (Prosperine, Bunderberg eher 100) und für jede folgende weitere 100$. Wenn man nicht mindestens eine Woche vorher bescheid gibt, verliert man die Kaution.
Morgens um 2 aufstehen, bis 5 an der Straße warten, vielleicht nimmt der Farmer dich ja mit. Oder eine Stunde in den nächsten Ort fahren und hoffen, dass du auf der Liste stehst. Oder 2 Wochen ohne Job in dem Hostel versauern. Wie Tiere gehalten werden. Bedbugs haben. Weg wollen.

Von den normalen Lebenserhaltungskosten möchte ich gar nicht reden. Von dem schwachen Euro kann eh jeder ein Lied singen...

Ok, genug des Trauerspiels, ich unterbreche an dieser Stelle!

Denn wirklich das schlimmste ist eigentlich, wenn man jemanden kennen lernt, mit jemanden reist oder einfach nur kurzzeitig eine tolle Zeit hat, die Wege treffen sich hier nach wenigen Tagen oder Wochen wieder, da man unterschiedliche Ziele hat. Jeden zweiten Tag sagt man auf Wiedersehen zu einem lieb gewonnen Freund. Viele die man niemals mehr wieder sieht, darunter auch manche, die man gerne noch mal besuchen möchte...

Dienstag, 2. November 2010

Life´s wonderful, isn´t it?

Zufrieden.
Ja, um zusammenzufassen, wie es mir gerade geht, ist dieses Wort möglicherweise das beste.

Ich sitze in der Marina in Airlie Beach auf der Eureka II, angelehnt an den Mast, links und rechts von mir riesige, weiß polierte Superyachten, ein kühles Bier in der Hand, den Laptop vor mir aufm Deck. Im Hintergrund geht gerade die Sonne unter, das rot-orangene Licht erhellt noch so grade den Hafen, die angrenzenden 60m Yacht bestrahlt mit hellblauen Flutlichtstrahlern das Wasser, hunderte von kleinen Fischchen versammeln sich um das Licht und schwimmen manisch angezogen im Kreis. Vorne plätschert es und ein größerer Fisch springt ein, zwei, drei mal aus dem Wasser. Über mir fliegt eine Fledermaus vorbei, leichter Wind kommt auf, und vertreibt die drückende Schwüle des Tages.
Was sich wie aus einem kitschigen Film anhört, ist wahr geworden.

Seit gut einer Woche „arbeite“ ich an Board einer Sydney 60 als Deckjunge. Mal wieder hatte ich extrem Glück mit der Jobsuche, denn zum zweiten Mal habe ich direkt den Job bekommen, bei dem ich als erstes nachgefragt habe. Nach wenigen Minuten über den Steg laufen, stach mir eine kleine, 18,5m lange, schnittige Yacht ins Auge, auf die ich kurzer Hand, auf gut Glück gegangen bin und den Eigner vorgefunden habe.
Mein Vorteil lag in der vorherrschenden Segelerfahrung, so dass ich bereits nach ein paar Minuten angeregtem Unterhaltens über das Racing Geschäft eingeladen wurde, auf dem Boot zu wohnen und am nächsten Tag auf Probe die 3 Tages Tour mitmachen sollte.

Abends verabschiedete ich mich dann von Michaela und Laura, zwei angehende Grundschullehrerinen aus Kalsruhe, mit denen ich im verganen Monat gereist war, und die mir sehr ans Herz gewachsen sind. Sie haben noch eine Woche Fiji und ein paar Wochen Neuseeland vorsich - da mussten sich unsere Wege leider wieder trennen.

Auf dem Boot auf dem ich angeheuert habe, bin ich praktisch Mädchen für alles, durch meine Segelerfahrung habe ich aber wiederrum eine extrem relaxte Zeit. Ich habe mich mit Mal, dem Skipper darauf geeinigt, um lästigen Papierkram zu vermeiden (Queensland besteht auf eigene Scheine und Abzeichen, Ausländische oder sogar nur außerstaatliche werden nicht annerkannt), auf freiwilliger Basis als Deckjunge solange zu bleiben wie ich will. Dadurch entgehen mir zwar mögliche Einnahmequellen (Bootsbedingt, zwischen 900 in der Woche oder auch nur 600 in 2 Wochen), dafür bin ich nicht gebunden, kann weiter reisen, muss keine neuen Segelscheine machen (was Zeit und Kostenaufwendig ist) und spare wiederum viel Geld an Übernachtungen, Speis und Trank.
Außerdem werden den Passagieren dann auch meine eher minderen Host Fähigkeiten vorenthalten, für alle ein Vorteil, oder nicht? ;)
Aus diesem Grund mache ich hauptsächlich kleinere Tätigkeiten rund ums Segeln. Segelhissen, Gäste zu animieren ein wenig anzupacken, Manöver fahren, selbst steuern, Tourguide für Whitehaven Beach spielen, Snorkelwatch etc.
Daneben habe ich „viel Zeit“ die Landschaft zu genießen, Sonne zu tanken, mir den Wind um die Nase blasen zu lassen und die Gäste kennen zu lernen.
Klingt einfacher als es ist, ich will nichts schön, noch schlecht reden. Trotzdem ist eine Arbeitswoche ziemlich voll - wenn als einziges Crew Mitglied dabei ist, kommt man auf eine gute 130 Stunden Woche, aufgeteilt auf 6 Tage. Morgens zwischen 5 und 6 aufstehen, Essen vorbereiten, den ganzen Tag alle bespaßen, immer wieder Trainingseinheiten (Sei es ein Drill, um Manöver zu lernen (Person über Board, Motorausfall, Feuer etc., oder die Funktionsweise des Toilettensystems, Richtlinien und Verhaltensweisen bei Notfällen, Bedienung des Funkgeräts etc. etc. etc.), abends endet der Tag mit einem Glässchen Goon oftmals gegen 10, da ich einfach zu müde bin, um die Augen noch lange offen zu halten.

Nun aber noch zu den guten Seiten ;). Da ich mich als Hilfsdecki relativ aus der Hosti Arbeit raushalten kann (ja, der Skipper hat irgendwie einen Narren an mir gefressen, sobald er erfahren hat, dass ich Regatta Erfahrung habe, sollte ich bei ihm bleiben und er hat mir gezeigt, wie man die Eureka segelt, während der andere Trainee, eine 22 jährige Kanadierin die Drecksarbeit erledigen muss. Komme ich gut mit klar, so kann das gut weiter gehen ;).

Whitehaven Beach ist gigantisch (ja, ich benutze in letzter Zeit viele superlative, aber irgendwie kann man diese Landschaften hier anders nicht mehr beschreiben. Im Vergleich zu Huromersiel, oder wie auch immer dieses süße Nordseeküstenstädtchen genannt wird, ist Whitehaven ungefähr eine 12 auf einer Skala von 1 bis 10 mit Deutschland bei 1....
Angeblich gibt es hier den weißesten und feinsten Sand der Welt, bestehend aus 99,9% Sillica (Quarz?). Das ehemalige Vulkangestein wurde, bis es zum Weltkulturerbe ernannt wurde, lange zur Herstellung von Glas benutzt - ebenso für die Raumstation ISS, als Bauteile für Computerchips und so weiter. Bis man gemerkt hat: Ach, lassen wir doch Touristen drauf rumrennen, bringt mehr Geld ein.
Für die Fahrt, die ich jetzt zwei Mal die Woche mache, bezahlt der durchschnittliche Gast über 450$ - dafür bekommt er auf unserem Schiff auch beinahe Luxus geboten. Die Eureka, immer noch aktiv bei Regatten, ist praktisch ein Ferrari unter den Whitsundys Cruisern.

Vor 3 Jahren war ich in Australien das erste Mal schnorcheln, und hatte danach das dringende Bedürfnis, es nie wieder zu tun. Hier habe ich es noch einmal ausprobiert und bin begeistert...ich gehe jetzt praktisch jeden Tag einmal im Reef schnorcheln und entdecke jedes Mal etwas neues. Auch wenn wir nicht im Outerreef sind, sondern nur an den ausläufern, sind die Korallenriffe gigantisch. Bei strahlend blauem Himmel bringt die Sonne die oftmals nur in 1 bis 10m tiefe gelegenen Riffe erst richtig zu Geltung. Leuchtende Farben von allen Seiten, Korallen in allen erdenklichen Formen, Anemonen wiegen sich im Wasser, Muscheln eingebettet in die Felsen. Dazu eine Fischvielfalt...von kleinen Nemos (Clownfischen), über Zebrafischen, Lemonsharks, Rochen, Schildkröten, gelben, schwarzen, weißen, gepunkteten, lilalen, neonfarbenen Fischen findet man alles.
Taucht man unter, und bewegt man sich kaum, kommen ganze Schwärme an, umkreisen einen und wo hin man blickt - Fische.
Einer hats mir besonders angetan: Ungefähr 20-30cm groß, Lila, mit hellblauen und grünen Streifen, Gelben Punkten überall, leicht leuchtend. Genial.
Daneben gibt es Elvis, ein rund 70cm großer Brocken, mit Lippen die Dolly Buster Konkurrenz machen.
Ich habe meine „Angst“ vorm Schnorcheln überwunden, kann ziemlich ungezwungen atmen und habe auch schon kleinere Tauchgänge versucht bis auf 5m runter. Einmal bin ich zwischen zwei Felsen durchgetaucht, auf dem ein Korallen ähnliches Gebilde eine Art Brücke gebaut hat...ach, davon kann ich noch stunden erzählen!

Vor ein paar Tagen habe ich die Nacht im Segelsack verbracht. Wahrscheinlich mit die beste Nacht meines Lebens. Eingemummelt ins Segel, so dass man den Baum kaum spürte, lag ich unterm Sternenhimmel, irgendwo in den Whitsundays und habe friedlich geruht. Schon wieder Genial.

Nun gut, ich melde mich bald wieder, ich will ja keine Romane hier verfassen. Das mache ich dann später ;)

Für alle, die es interessiert, ich habe grade einen zweiten Blog gestartet, auf dem ich zwar nicht so viel schreibe, aber der anschaulich zeigt wo ich mich wann befunden habe: http://www.mymapblog.com/wilkooz/
Viel Spaß!

Ich gehe jetzt mal unter Deck und bereite mir mein Abendessen zu, bis bald, Wilko :)

Sonntag, 17. Oktober 2010

Ein Reisebericht - Leben im Van oder die Reise des Wilko H.

So, nun sind schon wieder Wochen oder Tage, Monate, Jahre, Minuten oder auch nur Stunden vergangen, seit dem ich mich das letzte Mal geäußert habe. Ich habe das Zeitgefühl verloren, die Orientierung und den Überblick.
Vor anderthalb Wochen bin ich aus der „relativen“ Sicherheit des surfer´s paradise himself aufgebrochen und habe mich auf den 2. Teil meines 2. Teilstücks meiner Reise gewagt.
Mein Plan war ja eigentlich - im groben, den an Pläne kann man sich eh nie halten, da die ungefähr täglich, wenn nicht sogar jeden 3. Augenblick wenn ich Zeit zum nachdenken habe, wieder über den Haufen geschmissen werden, und da ich diese Zeit relativ oft zu Verfügung habe, variieren meine Reisepläne in dem Sinne sehr oft, also praktisch immer - Städe hopping von der Gold Coast nach Cairns zu machen. Aber ich habe mich dann doch ersteinmal dazu entschlossen, erst den Umweg über den Süden zu machen und wieder zurück nach NSW und Byron Bay zu fahren.
In Surfers habe ich Elodie kennen gelernt, eine 22 jährige Französing ungefähr 3h südlich von Paris. Sie ist mit ihrem eigenen Auto unterwegs, wie ich glaube ich bereits geschrieben hatte. Ihre Reiserichtung ist entgegengesetzt meiner, also war es wiederum Ideal für mich.
Voller vor Freude bin ich dann in ihren Van eingestiegen, an den ich mich erstaunlich schnell, trotz anfänglicher Skepsis gewöhnt habe. Schließlich ist das nur „Training“ für nächstes Jahr! Frühzeitig habe ich auch gelernt, dass ihr Van praktisch Luxusware ist, der zwar oft kaputt geht, so seine Macken hat und auch gerne mal nicht anspringt, gut teuer war, aber wohl der beste Van ist, den man sich vorstellen kann, hier zu kaufen.
Als wir abends in Byron ankamen, wurden wir ersteinmal von scharren von Hippies begrüßt und ich dachte nur, wo sind wir den nun gelandet... .
Aber nun erst einmal zu den grundsätzlichen Problemen eines Autoreisenden:
- Toilette
- Dusche
- Parkplatz
- Essen
- Strom
- Beschäftigung
- Licht
Die meisten Vans haben eher kein Klo intrigiert, also heißt es morgens nach dem aufstehen, erst einmal eine öffentliche Toilette finden für das alltägliche Geschäft und Wohlbefinden. Am Strand gibt es zum Glück alle paar Kilometer, oftmals alle 500m kleine Hütten. Dort findet man auch außerhalb eine Duschsäule zum Salzwasser entfernen und hin und wieder BBQ Plätze (einer der besten Erfindungen oder Ideen dieser Regierung: Öffentliche Grillplatten, bei denen man nichts bezahlen muss, Gas aber immer vorhanden ist! Sehr gut!).
Die öffentlichen Toiletten kann man auch gut nutzen zum Zähneputzen, Spühlen von Besteck und gegebenfalls als Dusche - nur halt ohne Shampoo, kalt und nie ganz vollständig.
Um eine Richtige Dusche zu bekommen schleicht man sich nach 8 Uhr abends in einen Caravan Park und wartet dort vor den Duschen, bis jemand heraus kommt und stürmt dann rein, bevor die Tür zu springt. Denn die meisten sind durch Codes gesichert. In QLD kriegt man dann sogar warme Duschen, in NSW eher kalte, da es Duschships eher an der Rezeption gibt.
Während man duscht kann man auch kurz am Stromanschluss, der eigentlich für den Föhn gedacht ist, sein Handy aufladen. Ist nicht gut für den Akku, alle 2 Tage für 20min aufgeladen zu werden, aber anders geht es nicht. Ansonsten muss man dafür in ein Kaffe gehen, hoffen, dass die Strom haben (einfach nach fragen, oftmals kein Problem, sonst gucken die einen ein wenig ärgerlich an, aber wenn man fragt wird einem sofort geholfen. Dafür muss man dann aber auch einen Kaffe kaufen.
Neben der täglichen Körperpflege (die dann auch für 2 oder 3 Tage ausfallen kann, da man entweder keinen Caravan Park findet oder rausgeschmissen wird), gibt es das Problem mit dem Essen. Verderbliche Sachen kann man nicht mit nehmen, da die wenigsten Autos Kühlschränke dabei haben - also gibt es das Müsli morgens trocken. Reine Gewöhnungssache, aber für mich, als eingeschfleischter Milchliebhaber, doch ein Problem. Kleiner Tipp: Zuckern, das regt den Speichelfluss an, damit kann man Cornflakes gut essen, Wheatbiscuits sind aber immer noch sehr trocken. Im Notfall mit Wasser, das gibt Energie, schmeckt aber absolut bescheiden.
Die meisten Vans haben noch einen Campingkocher dabei, endweder man findet einen Unterstand, oder man kocht in einem der Klos, wenn es gar nicht anders geht, auch mal IM Van... . Außerdem gibt es ja noch die Grillplatten.
Abwechslungsreich kann man sich eh nicht ernähren, da das a) eine Frage des Preises ist (Homebrand Produkte sind „relativ“ billig (Mehl zw. 80cent und 2,50$)) und eine Frage des Aufwands und der Möglichkeiten. Aber es gibt ja sehr viele verschiedene Tomatensaucen, und Reis macht auch gut satt.
So, dann muss man nur noch den Tag überleben - Im Falle von gutem Wetter kein Problem, die Natur ist hier fast immer extrem sehenswert, die meisten Städte oder Dörfer ähneln sich zwar, aber doch einen langen Spaziergang wert - erst Recht wenn man mit Freunden unterwegs ist, da gibt es schon etwa zu tun. Blöd wird es erst, wenn es wie aus Eimern gießt, was ja in Australien eigentlich eher ungewöhnlich ist (wenigstens nicht in den nicht Tropischen Gebieten im Süden und der Mitte), aber da dieses Jahr nun mal absolut verrückt ist und das schlechteste Wetter seit Jahrzenten aufweist (Flutkathastrophe in Brisbane letzte Woche, Ernteausfälle an der ganzen Ostküste, Temperatursprünge in Melbourne von 28° auf 8°, Schneesturm in Bowral, Hitzewelle im Norden, Tiefstemperaturen, extreme Regenfälle, Stürme etc.), hat man, kurz gesagt, ein Problem.
Das hat mich echt auf eine Geduldsprobe gestellt, nach 3 Tagen, wo wir den Van praktisch kaum verlassen haben, ich meine beiden Bücher durchgelesen hatte, keinen Strom mehr hatte, alle möglichen Kartenspiel Varianten zum tausendsten Mal gespielt hatte und schon neue Versionen überlegt hatten...ja, da fing dann die Langeweile an.
Man könnte ja trotzdem ins Meer gehen (ist ja schön warm im Vergleich), aber wo nachher duschen? Lieder singen wenn man keine kennt, bzw. die Begleitung Französisch ist, auch nur kurzzeitig eine Alternative. Dann habe ich angefangen einen Jahreskalender zu malen, meine Reise zu planen, zu schlafen, zu trainieren, Geographie und Deutsch und Französisch unterricht zu geben und zu nehmen, etc.
Nehmen wir mal an, man hat den Tag irgendwie rum bekommen, dann kommt das Problem des Schlafplatzes.
Man kann in der nähe von Bewohnten Gebieten schlecht am Strand übernachten, da überall Schilder stehen, dass dies verboten sei und darauf 300$ pro Person an Strafe stehen. Wenn man weiter draussen ist (NT, WA), wird das weniger ein Problem, da gibt es genügend verlassene Strände, wo man absolut allein ist.
Normalerweise kommt morgens um 7 der Ranger, weckt einen auf, und sagt, ihr dürft hier nicht schlafen, erste Verwarnung, wenn ich euch noch einmal erwische, dann müsst ihr zahlen. Natürlich kann man in dem Moment kein Englisch mehr (sry, I - Can - Not- Understand - You - I - Do - Not - Speak - English! mit dem krassesten Deutschen Akkzent. Dann brabbelt man, dass man das nie wieder tut und verduftet. Oder man behauptet, der letzte Campingplatz war bereits geschlossen, weil ihr erst sehr spät Nachts angekommen seit, und die nun mal gegen 8 oder eher schließen, ihr aber erst um 12 Uhr hier seit, entschuldigt euch, und versprecht am folgenden Abend frühzeitig an zu reisen.
Im Normalfall kein Problem, zwar verfolgen Polizisten mit Automatischen Erkennungssystemen Autos auch Grenzübergreifend, Ranger kommunizieren aber nicht zu nächsten Gemeinde, ein Nr. Schild Austausch findet dort nicht statt.
Anders ist das, wenn man keine Versicherung hat, keine Jahresplakette etc. Polizei Wagen scannen alle vorbeifahrenden Autos und lesen das in sekundenbruchteilen ab - eine Garantie dass man an der Ostküste gefunden wird.
Zurück zum Topic: Um das morgendliche Katz und Maus Spiel mit dem Ranger zu vermeiden, schläft man in bewohnten Gebieten am besten in den richtigen Wohngebieten. Nicht in der Stadt an sich, sondern ein wenig in den Vororten, den Seitenstraßen. Auch dort finden einen manchmal die Ranger, oder Anwohner kommen und sagen, ihr dürft hier nicht parken, hier wohnen Leute. Aber im Normalfall die beste alternative, wenn man morgens ein wenig länger schlafen will.
Franzosen haben einen anderen Tagesrhythmus, dementsprechend war alles ganz schön nach hinten verschoben. Elodie meinte zwar, ich sei was besonderes, ich sei die erste Begleitung, bei der sie länger als 8 schlafen konnte, aber es wurde dann doch teilweise ein wenig extrem. Aufgrund mangelnder Aktivitäten während des Tages, schliefen wir so bis 10 Uhr, suchten uns dann eine Toilette, frühstückten entweder am Strand oder im Auto, unternahmen irgendetwas, hatten gegen 3 oder 4 Lunch, und speisten dann zu Abend nach 9. Somit waren wir mit spülen, duschen etc. bis 11 beschäftigt, lasen dann noch ein wenig und sind dann gegen Mitternacht schlafen gegangen. Da hing mir mein Magen oftmals ein wenig in den Kniekehlen.
Byron an sich war ganz schön - absolut nicht mehr so wie Surfers, mit seinen Hochhäusern und dem extrem ausgeprägten Nachtleben, sondern eher ein Hippi-strand-chillout-dorf.
Der Leuchtturm mit seinem Wanderweg ist auf jeden Fall ein Spaziergang wert, und das „Most Eastern Point in Australia“ Bild gehört einfach dazu!
Erst haben wir uns am Main Beach ein wenig gesohnt, am Nachmittag haben wir dann diesen Spaziergang gemacht, bei dem wir auch wiederum Wale und sogar einen Hai sehen konnten!
Zu empfehlen ist auch der östliche Strand, der im Vergleich zu dem Hauptstrand ein wenig abgelegener ist, aber dementsprechend sehr ruhig ist, 7km lang mit richtig schönem Sand.
Da wir ein Auto hatten sind wir ein wenig herum gefahren, erst runter nach Ballina, haben dort den Big Prawn gesehen (Die Aussies habens mit ihren giant Dingern...Sheep, Prawn, Potato etc.), haben dort am Fluss übernachtet und sind dann über Lismore (nichts los), Nimbin und einem National Park zurück nach Byron gefahren.
Nimbin ist DAS Hippi Dorf schlecht hin. 90km in der Pampa, kann man eigentlich nichts anderes machen ausser kiffen. Das Dorf ist nicht sehr groß, gilt aber als DAS Zentrum Australiens wenn man Gras braucht. Ich war froh, dass wir mit unserem eigenen Auto da wahren, die 5h Tour mit dem Bus hätte mir einfach zu lange gedauert.
Während Woodstock gegründet als Kommune ist in diesem Ort die Zeit ein wenig stehen geblieben, manche Hippies die dort rumlaufen, leben dort wirklich seit 40 Jahren, so dass man manchmal 60 Jahre alte Knacker sieht, mit Dreadlocks, einem Jonny im Mundwinkel, irgendwo am Straßenrand sitzend und über das jetzt und das sein und alles an sich philosophierend.
Das Dorf wird aber regelmäßig von Spürhunden durch sucht, deswegen sind die meisten Drogen gut versteckt, bzw. das meiste ist Fake. Trotzdem riecht es im ganzen Dorf ziemlich streng. Und wenn man nicht aussieht wie ein Polizist, wird man ständig gefragt ob man Cookies oder ein Tütchen kaufen wolle, manchmal sehr unauffällig, oftmals direkt auf der Straße.
Auf dem Rückweg wollten wir über einen Nationalpark zurück nach Byron, haben uns ein wenig verfahren (bzw. ich wusste eigentlich die ganze Zeit wo wir waren, die Karte war nur von der Legende her ein wenig falsch, für jeden eingezeichneten Kilometer haben wir gut 5 gebraucht - und unser Sprit wurde weniger und weniger. Irgendwie waren wir dann plötzlich mitten im Regenwald auf einer Waldpiste, die man normalerweise mit einem 4-Rad-Antrieb-Jeep macht, mit Schlaglächern, Flutungsstellen von mehr als 50cm und Ästen im Weg, dass wir echte Probleme mit unserem Van hatten - aber wir haben es gemeistert!
Als wir zurück in der Zivilisation waren sind wir mit den letzten Tropfen zur Tankstelle gerollt, bevor wir dann für 30$ den Tank voll gemacht haben.
Ja - das waren meine Van Erfahrungen. Eine Woche als Training, die nächstes Jahr mit Marius wiederholt werden. Dann 7 Wochen lang und von Perth über Uluru bis nach Sydney. Das wird ein Spaß!!

Am vergangen Mittwoch bin ich dann knapp 7h im Bus nach Norden gefahren, über die Gold Coast, einen 2 stündigen Zwischenstopp in Brisbane (mh, vll lag es daran dass es bewölkt war, und die meisten Städte bei Sonne einfach besser aussehen, oder weil Brisbane eher so 70er Jahre Ostblock mäßig aussieht wenn man nicht die Skyline, sondern nur das Touristcenter sieht, oder weil es teilweise unter Wasser stand, kam es nicht ganz unter meine Top 5 der schönsten Orte in Australien. Aber ich habe Ende November ja noch mal einen Tag, um es zu erkunden!), wo ich Anja wieder getroffen habe bis nach Noosa.
Noosa ist so das Urlaubsziel der reicheren Leute aus Brisbane, wenn die übers Wochenende mal ans Meer wollen. Da standen auch einige Villen rum, bei denen ich gesagt hätte: Jo, ich zieh dann mal um.
Wir hatten ein nettes kleines Hostel, dass noch gut persönlich war, aber trotzdem genügend Leute, um neue kennen zu lernen. Ziemlich Ideal.
In der ersten Nacht hatten sie leider keine 2 Plätze in den Dorms mehr frei, also haben wir uns ein Doppelzimmer geteilt - anstatt 25$ für jeden dieses Mal 29$. Mir war der Luxus mit einer eigenen Dusche nach einer Woche im Van die 4 Dollar gut wert.
(Wobei ich muss anmerken, ich hatte bei der Van Tour eigentlich ziemlich Glück, ich hatte in 7 Tagen 5 Duschen und die letzten beiden Nächte haben wir sogar in den Staff Duschen des Campingplatzes geduscht, da uns der schottische Nachtwächter angesprochen hatte, der Mitleid mit uns hatte - außerdem mochte er Deutschland, hat unsere Stahlkünste gelobt, meinte wir müssen uns als Jugendliche absolut keine Gedanken machen über unsere deutsche Vergangenheit, die Engländer seien während ihrer Kolonialisierung viel schlimmer gewesen und er hätte Ende der 80er in Afghanistan Opium über die Grenze geschmuggelt...Nun Gut, er war ansonsten ganz nett und wir hatten eine heiße Dusche, konnten unsere Sachen aufladen und einen trockenen Ort für eine Stunde. Man will ja nicht kleinlich sein ;) )
Zum Frühstück gab es Toast mit Schinken und Ei, dazu ein Würstchen und Bohnen, plus Blattsalat. So gut habe ich schon lange nicht mehr gefrühstückt. Am besten war dann noch, dass wir nach der ersten Nacht in ein Dormroom umgezogen sind, das hat die irgendwie verwirrt, schlussendlich haben wir für die Nacht nicht gezahlt, haben aber trotzdem unsere kostenloses Frühstück bekommen. Außerdem konnten wir die anderen Angebote nutzen: Kayaks und Surfboards zum Ausleihen!
Erst waren wir mit den Kayaks auf einer kleinen Sandinsel in der Mitte des Flusses der durch Noosa geht, und haben dann die „Innenstadt einmal umpaddelt. Auf der Insel sind wir in eine Krebswanderung reingeplatzt. Was ein Spektaktel. Ungefähr 10000 0,5cm große Krebse die sich erst versammelt haben (richtig mit Aufstellung und so), und dann von einigen wenigen größeren „Aufpass-Krebsen“ delegiert wurden und einmal zu anderen Seit der Sanddüne gewandert sind. Wir saßen dort einfach eine Stunde und haben uns diese Völkerwanderung angeschaut. Als wir zu nahe rangegangen sind, ging die Nachricht blitzschnell zu allen Krebsen und in weniger als 30 Sekunden waren ALLE in Löchern im Boden verschwunden. Immer so 20 sind in kleinen Gruppen zusammen geblieben, haben sich angestellt und sind dann nach und nach im Sand verschwunden.
Nach einigen Minuten wurden dann einige vorgeschickt, die geklärt haben, ob die Luft rein ist, dann kamen wieder in Bruchteilen von Sekunden alle Krebse zurück an die Erdoberfläche und weiter gings mit ihrer Wandern. Einfach genial!
Nachmittags habe ich dann zwei Thüringer Mädels das Surfen auf einem Longboard beigebracht, die eine konnte am Ende beinahe aufstehen - aber auf Grund der nicht ganz guten Bedingungen (immer 2 bis 3 Wellen in 2sek Intervallen, dann 8sek Pause, sehr starker Current [ehm, Strömung, oder?] und teilweise Regen, kam sie aber nicht über das Knien hinaus. Eine von ihnen hatte eine Unterwasserkamera dabei, so dass wir Fotos direkt von neben dem Board machen konnten!

Gestern, dem 16/10/10 ging es dann weiter nach Rainbowbeach, direkt unter Fraser Island. Hier haben wir dann eine 3 Tages Tour gebucht...mal sehen wie das wird! Teuer genug wars, ich schreibe dann danach, wie es gewesen ist, aber bis jetzt schwärmt jeder davon.
Rainbow Beach an sich ist eher lachhaft. Nicht wirklich die Bezeichnung Stadt wert, gibt es eine Einkaufspassage die ganze 75m lang ist - ja, ich habe nachgemessen! Es gibt nur einen kleinen Supermarkt, nur einen Geldautomaten, sonst ein paar Cafes, ein Surfshop, ein teueres Hotel, 3 Hostels, eine Busstation und ein paar Geschäfte die einem Fraser Island und White Sunday Trips anbieten.
Das Hostel hat 150 Betten und ist riesig, aber erstaunlicher Weise verdammt still...dient halt hauptsächlich als Start und Endpunkt für Fraser Island.
Gestern abend waren wir um 11 Uhr die letzten die ins Bett gegangen sind...eine Einstellung an die ich mich erst noch gewöhnen muss...Viele stehen halt mit dem Sonnenaufgang auf, und gehen dementsprechend um 9 ins Bett.
Wir sind ein wenig spazieren gegangen und haben eine art Sandmeer gefunden...einfach geil. Ich habe sehr viele Fotos gemacht, aber ich bin mir nicht sicher, ob da die Atmosphäre wirklich so rüber gekommen ist... . An einer Stelle hat der Wind seit Jahrtausenden den Wind durch den Wald geweht, so dass dieser irgendwann begraben wurde. Am Ende des Sandsees stabelt sich die Düne bis über die Baumkronen und wird bald die nächste Reihe an Bäumen verschlucken. Spuren im Sand sind nach ein paar Stunden verschwunden, so dass man beinahe immer das Gefühl hat, man sei der erste, der den Ort betritt. Man hat einen mega Ausblick auf die Küste und das Hinterland, mit glitzernden Seen und Kilometerlanger Fels und Strandküste. Irgendwie ein Ort, an dem Gott seinen Daumenabdruck abgegeben hat. Extrem friedvoll - dieses Mal gibt es ein Antrag für die Top 5!
Abends war ich dann noch am Strand laufen - irgendwie muss man hier ja fit bleiben! Und ich muss sagen, dass macht süchtig! In Bowral konnte ich nicht gut laufen, da waren mir zu viele Höhenmeter, ich habe schlecht Luft bekommen, meine Kondition war total weg. Hier am Strand ist ist die Luft so klar, alles ist so friedlich, laufen macht süchtig!
Heute morgen gab es um 7 Uhr Pancakes (steht ja eh jeder früh auf, und die Fraser Island Touren gehen um halb 8 los - also sind auch wir aufgestanden), dick mit Jam bestrichen ein gutes kleines Frühstück. Nacher gibt es das Briefing für Fraser, leider darf ich nicht selbst Auto fahren darauf, da ich keine 21 bin (das Regierung hat die Regeln vor 3 Monaten geändert, worauf hin ein Tourguide in jedem Auto dabei sein muss, was den Preis erst einmal um 100$ angehoben hat...na toll!). Egal, das wird super!

Ich melde mich dann bald wieder, wann auch immer ich wieder Internet habe. Alles Gute nach Deutschland, das Abenteuer geht weiter.
Gruß Wilko

Donnerstag, 30. September 2010

Zwischenbilanz Positiv

Jetzt bin ich seit 16 Tagen in Queensland und es hat sich vieles geändert. Ich fühle mich erheblich wohler und agiere dementsprechend selbstsicherer.
Kurz nach meinem letzten Post bin ich in den Staffroom gewechselt, und habe mich mit den anderen angefreundet. Mit Elodie verstehe ich mich sogar so gut, dass wir beschlossen haben, nächste Woche gemeinsam runter nach Bayron Bay zu fahren, bevor ich dann wieder auf den Weg nach Norden mache und sie nach Sydney und Melbourne weiter reist.
Ich habe mir heute mein Flugticket von Cairns nach Brisbane geholt. Ja genau, falsche Richtung, aber das hat schon so seinen Grund. Ich habe dann knapp 50 Tage um von Bayron Bay die 2000km nach Cairns hoch zu reisen, immer am Great Barrier Reef entlang. Sobald ich oben angekommen bin, fliege ich wieder nach unten, um Lachlan in seinen Schoolies zu besuchen.
Ich habe mich sehr gut eingewöhnt als Busfahrer, die alte Karre fährt genauso wie ich will, und ich habe absolut kein Problem mehr mit der Schaltung. Einen anderen Job habe ich nicht wirklich gefunden, da die Gold Coast einfach zu überlaufen ist, und wenn, dann nur für barbusige Mädels Kellner Jobs verteilt... .
Aber ich spiele manchmal Moneybitch und hole Leute ausm Hostel neben den normalen Fahrtzeiten ab und lass mich dann dafür geringfügig bezahlen - billiger als ein Taxi oder ein Einzelticket im Bus, aber genug für mein Essen.
Daneben habe ich 2 Mal Stadtkarten verteilt und dafür über 100 Dollar bekommen (insgesamt war ich in über 450 Hotels und Geschäften ;) ) und ein Essensgutschein und den Eintritt fürs Infinity - kA was das ist, werde ich morgen raus finden.
Ich habe auch zwei Mal als Rep (wofür steht die Abkürzung??) gearbeitet - als Begleiter in nem Pubcrawl. Dafür gab es freie Getränke und ein Abendessen, so hält man sich hier halt über Wasser.
Im Zuge des repen, habe ich dann am Montag Whale Watching umsonst bekommen - das war echt gut. War zwar hauptsächlich ein Partyboot (sry, aber ich kann um 1 noch nicht saufen...), aber das stört die Tiere ja nicht wirklich. Erst haben uns Delphine in einem Konvoi begleitet, was schon beeindruckend war, danach sind wir in eine Wahlfamilie gekommen. Richtig geil! Die waren nur gut 10m entfernt, und sind unter uns durch getaucht, und der kleine Wahl ist herum gesprungen und und und. Eine tolle Erfahrung!
Meine neue Kamera konnte davon leider nicht ganz so gute Bilder machen; meine alte wäre mit ihrer 30 pics pro sec Funktion besser gewesen, aber nun gut.
Gestern Abend haben wir gegrillt, und ich hatte das erste mal seit über 2 Wochen wieder Salat und habe mich richtig voll gefressen - normalerweise haben wir hier nur freies Frühstück, aber wir als Staff Member sehen dass nicht so ein, dementsprechend sind wir vor ein paar Tagen praktisch in die Küche „eingebrochen“ (naja, die Tür war abgeschlossen, aber die Klappe vor der Bar war nur umgeklappt...) und haben uns noch einen Mitternachtssnack gegönnt...
Gestern habe ich mit Anja aus Stuttgart und Julia aus Köln einen Spaziergang am Yachthafen entlang gemacht, der wird grade aufwendig renoviert (hier steckt so viel Geld in der Gesellschaft, die Gold Coast ist eine Luxuriöse Gegend!), und es gibt einige sehr schöne Stege. Wie wir da so stehen, ruft Anja plötzlich: Ich habe etwas heles gesehen, wie der Bauch der Wale! Wir natürlich: Kann nicht sein, wie auch immer. Aber plötzlich ist da ein 4m langer Aal aufgetaucht, leuchtend schlängelte er sich durchs Wasser und tauschte dann wieder ab. Ich nur so: Ne, hier gehe ich nie wieder schwimmen.
Und wie wir noch am Rätseln waren, tauchte unter dem Steck plötzlich eine Schildkröte auf, und dann noch eine, ebenfalls hell leuchtend, und rund 3m groß...als sie aus den tiefen hoch kam, sah man, dass beide einen langen Schwanz hatten. Da waren wir sprachlos - ich habe versucht Fotos zu machen, aber klappte eher weniger.
Was waren das für Ungeheuer?
Wie gesagt, der Hafen wurde grade renoviert, und die haben mit Unterwasserkameras Bilder von Tieren ins Wasser projeziert. Aber so täuschend echt, mit den Bewegungen, dem auf und abtauchen, dass bis auf den Leuchteffekt wir wirklich dachten, hier würde es diese Art von Monster geben...zu geil!
So, ich versuche mal öfter zu schreiben, ich habe gehört, in Bayron Bay gebe es kostenloses Internet...
bis bald, geniesst den Herbst, schöne Grüße Wilko :)

Sonntag, 19. September 2010

Gold Coast

Hey!
Endlich gibt es ein update von mir - denn ich habe einiges erlebt!
Am Dienstag (14.09) bin ich an die Gold Coast geflogen - der eigentliche beginn meines Backpacker da seins. Nach knapp einer Woche muss ich sagen: Ich bin unentschlossen.
Aber der Reihe nach.
Am Montag hatte ich meinen „letzten Schultag“ (jaja, irgendwie gehe ich da doch immer wieder hin...ich mag die Routine oder so). Den Nachmittag habe ich mit Tessa verbracht, wir haben Lotto gespielt und ich hatte gehofft, meine Reise so zu finanzieren. Tja, hat leider nicht geklappt. Abends habe ich Rachael abgeholt und sie hat mich überrascht, in dem sie hinter meinem Rücken eine kleine Farewellparty organisiert hat.
Am nächsten Tag war ich noch fuer eine Schulstunde in der Schule und habe dann meinen Backpack geschultert und bin los gewandert zum Bahnhof. Bereits da habe ich gemerkt, dass ich zu viel mitgenommen hatte...lag aber auch daran, dass ich in der Nacht vorher eigentlich kaum geschlafen hatte und dementsprechend fertig war.
Nach einer ellenlangen Zugfahrt und 4 Stunden im Flughafen warten bin ich in meinen billig Flieger eingestiegen und an die Gold Coast geflogen.
Es war bereits dunkel als ich dort angekommen bin und ich habe einen Schock bekommen, wie warm und feucht es war - nach drei Monaten in den Highlands ein Klimawandel!
Die ersten 3 Nächte habe ich in einem 6er Zimmer verbracht, fuer 25,-. Ich hatte aber nur einen roommate, der morgens um 4 anfing zu arbeiten - dementsprechend hatte ich viel Platz für mich. Danach bin ich in das Staff Zimmer gewechselt, erheblich größer, eigentlich für 8 Personen, aber wir schlafen da nur zu 5. zur Zeit drin. Ich kann dort bleiben, ohne zu bezahlen, da ich als „Busfahrer“ fuer das Hostel angefangen habe. Alle 2 Tage muss ich 5 Mal am Tag kleine Touren machen, die ungefähr 20min dauern. Eigentlich ein sehr guter Job, der mit gutes Geld jeden Tag spart - aber ich kann den Chef nicht leiden. Genau wie alle anderen vom Staff - freundlich lächeln wenn er herum ist, Kopfschütteln, wenn er es nicht mehr sieht.
Der Bus steht ein wenig an einem Hang, also wollte ich erst die Bremse drücken, und dann die Kupplung langsam kommen lassen, um sobald ich es spühre, dass ich nicht Rückwärts rolle Gas zu geben. Bor hat der mich angeschrien, ich würde sein Wagen kaputt machen etc... . Sobald wir in die naehe einer roten Ampel kommen, soll ich nur mit Motorbremse arbeiten, niemals die Bremse berühren, dass würde die Fahrggäste zu sehr durcheinander wirbeln. Ich habe die Angewohnheit, wenn ich unter 10km Fahre im 2. Gang die Kupplung zu treten, damit ich nicht abwürge. Ich wusste nicht, dass der Wagen dass auch so ohne Probleme aushält, wieder mal ein Grund zum meckern.
Als Cliff dann ausgestiegen ist, und ich 3 Amerikanerinen geholfen habe, ihre Backpacks aufzusetzen, meinten die nur zu mir: Bor, was ein Arschloch, du hast das gut gemacht, weiter so! Naja, was ein Idiot, ich versuche einfach ihm nicht zu sehr übern Weg zu laufen. Anderes Beispiel. Ein Gast hat ein Ticket irgendwo anders gekauft und da halt 5 oder 10$ mehr bezahlt. Dann fängt er an zu lachen, sagt sachen wie „u suck“, what an idiot“ und wirft einem vor, dass man nicht mit ihm redet, und er bessere Deals hat... .
Das Hostel wurde zum 10. besten Hostel Australiens letztes Jahr gewaehlt und hat gerade den Preis für den besten Staff im Juni gewonnen - ich denke mal, da ist der Chef nicht mit eingerechnet... .
Ich habe ein paar flüchtige Bekanntschaften gemacht. Erst mit einem Taiwanesen, aber der spricht sehr sehr wenig Englisch, ich verstehe ihn kaum. Dann mit zwei Deutschen Mädchen aus Hamburg, die wie ich nach dem Abi rumreisen. Sie waren in Begleitung zweier Schweden, so dass ich mich ein wenig wie das 3. Rad am Wagen gefühlt habe. Die Schweden, echt lustige Kerle, reisen in einer Woche weiter nach Asien, die Mädels wollen nach Brisbane. Ich ändere meine Pläne zwar stündlich, aber ich denke, ich fahre erst einmal runter nach Byron Bay, und versuche dort neue Leute kennen zu lernen.
Dann habe ich noch Tom aus Frankreich kennen gelernt, der in NSW studiert. Der war echt lustig, konnte sogar ein wenig Deutsch und wir haben vor zwei Tagen richtig gut gefeiert - aber sein Urlaub war vorbei und er ist zurück an die Uni gefahren.
Im Hostel teile ich mir den Busfahrer Job mit Alex, einem 23. Jährigen Briten, der eine iinteressante Lebensgeschichte hat. Aufgewachsen in einem ziemlich schlechten Viertel, ich glaube in London, hat er viel gekifft und getrunken, bevor er mit 18 aufgestanden ist, und etwas aus seinem Leben gemacht hat. Er hat eine Firma gegründet, die Leute von der Straße holt und Umweltfreundliche Gartenanlagen baut...oder so ähnlich. Er hatte sein eigenes Haus, bis die Firma, die eher auf Non Profit Basis arbeitete, pleite gegangen ist, er in einen bewaffneten Überfall bei sich zu Hause kam und auf der Straße stand. Nun ist er hier, mit 300 Pounds und muss sich ein neues Leben aufbauen.
Ich habe mich hier für unzählige Jobs beworben, auch ein paar Antworten bekommen, aber noch keinen Job erhalten. Ich hatte ein Interview mit einem Nightclub, aber die haben dann doch die leicht bekleidete Dame genommen - wie soll man da auch gegen an kommen?
Morgen habe ich ein Bewerbungsgespräch bei irgendeiner Verkaufsagentur, vll komme ich ja da irgendwie rein. Ausserdem habe ich mich auch im Hard Rock Café beworben - ein bisschen die Wahrheit gedehnt, vll klappt das ja. Auch wenn ich da 6 Monate arbeiten müsste, nach 2 sage ich einfach: Oh, ich fühle mich hier nicht wohl, ich komme nicht klar. Oder ich lasse mich feuern ;).
Und wenn das alles nicht klappt...ja, dann ziehe ich weiter, vll bekomme ich etwas auf einer Farm?
Meine Momentane Planung wäre:
Bis Oktober Gold Coast, dann runter nach Byron Bay.
Von Byron Bay mit 45 Day Pass nach Cairns (jeden Tag ein anderes Hostel).
Von Cairns zurück nach Brisbane mit dem Flieger (Ende November)
Schoolies nördlich von Brisbane mit Lachlan. Autofahrt von Brisbane nach Bowral.
Weihnachten mit Holmes Family.
Januar von Sydney nach Darwin fliegen. Aborigniecamp in Darwin.
Fahrt nach Exmouth.
Fahrt nach Perth.
Roadtrip von Perth über Adelaide, Uluru und Melbourne nach Sydney.
Rückflug.
Klingt nach einem Plan? Mal sehen, was draus wird...

Achja, noch ein Fazit, wie ich die letzte Woche, meine erste als Backpacker fand und was ich über mich gelernt habe.
Surfers Paradise ist ok. Ist mir einfach zu sehr Kommerz. Im Reiseführer heißt es: Ein Mix aus Miami und Las Vegas. Die Stadt ist mir zu sehr auf Touristen ausgelegt, die Pup Crowls sind wie auf Malle, nur mit zu teurem Alkohol.
Der Strand ist schön, aber auch nicht umwerfend. Es ist cool zu sehen, wie die Hochhäuser praktisch an den Strand grenzen, das hat etwas.
Dann habe ich über mich gelernt, dass ich es nicht mal, alleine zu sein. In einer Umgebung, die ich kenne, mit Leuten, die ich gut kenne und vertraue, bewege ich mich sehr Selbstbewusst, aber in einer fremden Umgebung, wo ich krampfhaft versuchen muss, Anschluss zu finden, komme ich nicht klar. Ich vermisse nicht nur Deutschland und meine Familie und Freunde, ich vermisse auch die Gesellschaft von allen aus Bowral.
Ich denke, ich bin eine Person, die immer einen wirklich guten Freund zum Reden braucht - nicht nur übers Telefon.
Außerdem habe ich gelernt, dass ich es nicht mag, keine Aufgabe zu haben und nicht zu wissen, was ich als nächstes tun soll. Ich fühle mich gut, wenn ich einen Job habe, eine Aufgabe, einen Nutzen, wenn es ein wenig Routine gibt, wenn ich etwas machen kann. Wenn ich einfach nur Tag für Tag irgendwo hinlaufe (ohne Kamera!), fühle ich mich schlecht.
Ich mag es nicht, aus einer Tasche zu leben. Ich bin ein typ Mensch, der ganz viele Sachen um sich herum verstreut.
Achja, ausserdem braucht man als Backpacker keinen Backpack. Wenn ich noch mal nach Bowral komme, nehme ich meinen Koffer mit + mein Rucksack. Außerdem packe ich ungefähr die Hälfte meiner Klamotten weg - nur unnützes Gewicht. Und ich dachte, ich hätte vom letzten Mal gelernt!
Ok, genug des Selbstmitleids, ich gehe jetzt zurück zum Hostel, setze mich an den Pool und lese ein Buch!
Bis Bald, Wilko, der erst mal mit dieser Situation klar kommen muss!